Die Medienwelt ist in Aufruhr. Eine wiederkehrende Erscheinung wie es scheint. Doch in letzter Zeit gab es kaum mehr eine ruhige Minute. In immer kürzeren Abständen erscheinen neue Publikationskanäle und -möglichkeiten. Viele richten sich an Privatanwender (siehe Facebook, Twitter und dergleichen). Aber auch Medienschaffenden stehen immer mehr Formen der Publikation offen. Es gibt unzählig viele Kombinationsmöglichkeiten von Bild, Ton, Text, Film und interaktiven Medien. Das Publikum kann auf zig Medien erreicht werden und jedes Medium folgt seinen Regeln. iPad-Publishing unterscheidet sich klar von Print- oder Webpublishing. Es unterscheidet sich sogar vom Publishing auf anderen Tablet-Plattformen. Der gestresste Medienschaffende soll all dies meistern oder aber zumindest Teil eines schlagkräftigen Teams von Spezialisten sein, welches jeden Kundenwunsch erfüllen kann. Eine solche Kompetenz ist natürlich auch ein starkes Verkaufsargument. «Wir machen Ihnen ihre Firmenseite und eine gedruckte Broschüre. Als Zückerchen eine mobile Seite, einen Facebook-Auftritt sowie iPad-App mit Mini-Games. Alles mit ihren Inhalten. All dies, damit Sie Ihre Kunden dort abholen wo sie sich befinden.» Ein verlockendes Angebot.
Doch wohin führt uns diese Geschäftigkeit? – Hat der Konsument tatsächlich einen Mehrwert von dieser Vielfalt?
Ich möchte als Analogie die Typografie nehmen. In einem eBook steht es jedem frei die Schriftgrösse, die Schriftart oder den Zeilenabstand zu wählen. (Jedenfalls im Falle von .epub) Die Vorteile sind klar vorhanden. Wenn ich schlecht sehe, kann ich einfach die Schrift vergrössern. Wenn mir Caslon nicht gefällt nehme ich halt Comic Sans (die ist viel freundlicher). Natürlich sehen Sie sofort den Nachteil. Wichtige Entscheidungen werden nun von Laien übernommen. Mehr Freiheit für den Nutzer also, wo ist da der Nachteil? Der Nachteil ist, dass dem Kunden kein fertiges Produkt geliefert wird. Anstatt sich auf den Inhalt zu konzentrieren, muss/darf er ständig Entscheidungen fällen. Welche Schrift, welche Grösse. Oder in interaktiven eBooks: Welche Videos schaue ich mir an? Will ich jetzt wirklich mitten im Kapitel ein Mini-Game spielen? Und endlos so weiter. Anstatt unser Fachwissen zu nutzen um die Reibung am Medium zu minimieren und damit die Konzentration auf den Inhalt zu lenken, erhöhen wir sie sogar noch. Alles im Sinne des Kunden natürlich.
Die Frage ist: «Welches Medium und welche Präsentationsform dient dem Inhalt am besten? Wie möchte ich, dass der Konsument meine Inhalt konsumiert?» Das fällt halt weniger auf und ist Knochenarbeit. Die Leute die es nutzen, werden es aber wahrscheinlich höher schätzen.
Die gleiche Schlussfolgerung aus dem Blickwinkel von Social Media: